Weltfrauentag 2021 – für eine gleichberechtigte Zukunft in und nach der Krise
Das Motto des diesjährigen Weltfrauentags: „Women in leadership: Achieving an equal future in a COVID-19 world“. Der Weltfrauentag weist darauf hin, dass die Belastung für Frauen deutlich gestiegen ist und die Krise existierende Ungleichheiten verstärkt.
Frauen in der Corona-Krise nehmen eine ganz besondere Stelle ein. Als Krankenschwestern, Pflegekräfte, Ärztinnen, Verkäuferinnen, Kassiererinnen, Erzieherinnen und Lehrerinnen halten sie das System am Laufen. Als Mütter tragen sie die Hauptlast beim Homeschooling, der Kinderbetreuung und der Hausarbeit. Die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern hat sich durch die Krise noch verschärft. Alte Rollenmodelle werden durch die Krise zementiert. Eine Studie der UN* ermittelte, dass Frauen im Vergleich zu Männern etwa das Dreifache der unbezahlten Sorgearbeit übernehmen. Gleichzeitig sind Frauen auch in politischen Gremien weiterhin stark unterrepräsentiert. Gerade im Landtag in Baden-Württemberg ist die Quote mehr als schlecht und ich fürchte, das wird sich nach der Wahl nicht wesentlich ändern. Dabei hätten wir die Chance auf eine weibliche Ministerpräsidentin.
Ich frage mich seit vielen Jahren: Warum ist das so? Das ist wie ein Kampf gegen Windmühlen. Frauen scheinen Frauen nicht zu wählen, denn immerhin stellen sie 50 % der Wahlberechtigten. Wie viele gute Frauen habe ich in der Politik scheitern sehen, weil die WählerInnen den Männern den Vorzug geben. Wie viele gute Frauen habe ich in Unternehmen scheitern sehen, weil die Führungsebene und Personalentwicklungen lieber die Männer fördern. Ich höre ganz oft, dass doch die Qualifikation zählen sollte und nicht das Geschlecht. Und selbst Frauen wollen keine Quotenfrauen sein. Seltsamerweise haben die wenigsten Männer Skrupel ihre persönlichen Netzwerke und Seilschaften zu nutzen, wenn es um ihre Karriere geht. Dabei geht es auch nicht immer um Qualifikation, sondern oft um Beziehungen.
Ich glaube, wir brauchen mehr Solidarität unter Frauen. Wir sollten uns mehr gegenseitig vertrauen, stärken und unterstützen. Wir sollten auch Frauen erlauben, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Gleichberechtigung haben wir erst dann erreicht, wenn in Führungsriegen und in der Politik die Unfähigkeit unter Männern und Frauen gleich verteilt ist. Irgendwie beschleicht mich immer wieder das Gefühl, dass Unfähigkeit bei Männern eher verziehen wird als bei Frauen.
Frauen sind keine besseren Männer, sondern Frauen – mit all ihren Schwächen und Stärken. Für eine gut funktionierende Wirtschaft und Politik brauchen wir Frauen und Männer, die gleichberechtigt und auf Augenhöhe ausgewogene Entscheidungen zum Wohle der Unternehmen und der Gesellschaft treffen. Dazu können wir alle unseren Beitrag leisten.
Mein Wunsch zum Weltfrauentag: Bitte stärkt, unterstützt und wählt Frauen, wir brauchen sie dringend in der Politik und der Wirtschaft. Ganz nach dem diesjährigen Motto: Frauen in Führungspositionen. Für eine ebenbürtige Zukunft in einer COVID-19-Welt – und auch für die Zeit danach.
Mein Beitrag zum Weltfrauentag: Ein Online-Schnupperkurs zur Stressreduktion durch Achtsamkeit - primär für Frauen, aber auch Männer sind herzlich willkommen. Heute um 19 Uhr im virtuellen Raum.
*Studie der UN: www.unwomen.de/aktuelles/corona-eine-krise-der-frauen